Affensuche



Es war einmal ein Affe, der saß den ganzen Tag auf dem Baum und kam nicht runter. Er fraß seine Bananen, seine Äpfel, und Würmer. Würmer in Äpfeln. Halt alles, was er da oben fand. Mit der Zeit wurde er immer einsamer, er hatte keine Freunde mehr. Alle waren teilweise mit auf dem Grund oder auf andere Bäume gezogen. Und ließen den Affen alleine. Niemand kümmerte sich mehr um ihn. Sogar die Vögel machten sich über ihn lustig. Täglich koteten sie ihn mindestens einmal an. Manchmal sah der Affe aus wie ein Geist, und er konnte sich nicht waschen, er blieb ja auf dem Baum. Allein. Sein Glück war, dass der Kot mit der Zeit trocknete und abfiel. Aber es war kein Leben. Er wurde traurig, aber er hatte auch Angst. Er lebte sein ganzes Leben auf dem Baum. Er kannte kein anderes Leben. Ein paar mal besuchten ihn andere Affen. Unser Affe war zwar immer nett, aber er ging nie mit den anderen mit. Irgend wann hatten die anderen auch keine Lust mehr, unseren Affen zu besuchen. Er kam ja sowie so nicht mit runter. Der Affe dachte sich, ob es da wohl irgend wo draußen ein Affenweibchen gibt, das genau wie er immer nur auf einem Baum sitzt? Er malte sich alles so schön aus. Aber dann fiel ihm auf: Wenn sie auch da nur rum sitzt, dann kann sie ihn ja nicht besuchen kommen, und er kann sie nicht besuchen kommen. Das machte ihn wieder sehr traurig.

Also fasste er sich ein Herz und ging langsam Ast für Ast den Baum hinunter. Trotz seiner Angst schaffte er es, die Mutter Erde zu berühren. Viele umherlaufende und spielende Affen sahen diesem Treiben zu. Es bildete sich eine Traube, alle wollten sehen, wie der eine Affe den Baum runterging. Jetzt bekam unser Affe erst recht wieder Angst und lief schnell wieder den Baum rauf und verharrte. Er verharrte viel Tage und Nächte. Und dachte immer wieder an seine Traumäffin. Wo kann sie nur sein? Ist sie erreichbar? Hat sie gleiche Gedanken wie er??? Das beschäftigte ihn so stark, dass er nicht mehr einschlafen konnte. Also ging es des Nachts sehr vorsichtig, denn es war dunkel, den Baum runter. Niemand sah ihn. Er war wieder allein, aber das war er gewöhnt, das mochte er. Er versuchte schnell aus dem Bereich raus zu kommen, wo die ganzen anderen Affen schliefen. Endlich, er sah niemanden mehr. Jetzt legte er sich an einen Baum, um zu schlafen.

Des andern Tags, die Affen erwachten, wollten sich wieder lustig über den einen machen. Aber der Baum war leer. Sie wunderte sich sehr, aber freuten sich auch für ihn. Nur wusste keiner, wo er war. Sie machten sich Sorgen. Ist er runter gefallen? Und kam just in dem Augenblick ein Raubtier? Sie wussten es nicht, und sie suchten die Gegend ab. Unser Freund der Affe bekam von der Suche nichts mit. Er selbst war auch auf der Suche, auf der Suche nach seiner Traumäffin. Er schaute auf jeden Baum, er fragte jeden Affen, den er auf dem Weg sah, aber es schien kein Weibchen zu geben, dass dauernd auf einem Baum sitzt. Er wurde wieder traurig und begann in seinen alten Trott zu fallen. Er suchte wieder einen Baum, einen schönen Baum, und stieg herauf. Oben machte er es sich wieder gemütlich. Es wurde Nacht.

Er schlief, zwar etwas unruhig, aber er schlief. Er wachte auf, als er ein Stimmengewirr unter sich wahrnahm. Er konnte einige Stimmen herausfiltern. Es waren seine ehemaligen Freunde, sie kamen und suchten ihn. Er rief, dass er oben auf dem Baum sei, aber was nütze es, keiner würde ihn in der Lautstärke hören. Also fasste er sich Mut, ging wieder runter und begrüßte alle. Auch alle begrüßten ihn. Es war eine große Klicke geworden. Viele kannte er gar nicht. Es war eine große Suchaktion, bei der sich jeder beteiligen wollte, denn jeder kannte den einen Affen, mindestens vom Hörensagen. Und dann fiel im eine Affenfrau auf, und auch sie schaute ihm tief in die Augen. Sie meinte, sie hätte auch lange auf einem Baum gesessen und sei dann auf die Suche gegangen. Dabei nahm sie eine suchende Mannschaft wahr, und das Thema, warum und wen sie suchten. Da musste sie natürlich mitziehen. Und jetzt hat sie ihn gefunden. Jetzt haben ihn alle gefunden. Und er freute sich, so viele Freunde zu haben, alte wie neue. Und er freute sich sehr über diese freudige Überraschung, eine Äffin kennen zu lernen, die das gleiche wie er durchgemacht hat. Fortan lebten sie zusammen, aber nicht dauernd auf Bäumen. Nein, sie gesellten sich zu ihren Freunden und bekamen Kinder. Alle waren wunderschön, wie die Eltern. Und alle waren gesund, nur eines machte dem Papa Sorgen. Es saß Tag ein Tag aus auf einem Baum und schaute immerzu hinunter. Da gesellte sich der Papa zu seinem Sohn und fing an zu erzählen:



Es war einmal ein Affe, der saß jeden Tag auf dem Baum, und kam nicht hinunter ... Nachdem er die Geschichte erzählt hatte, sah ihn der Sohn mit großen Augen an. Der Vater nahm seinen Sohn in die Arme und ging mit ihm runter. Es war eine glückliche Familie, ihr Leben lang. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute mit ihren Freunden auf dem Boden.





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