Das Boot
Und es begab sich, dass das BMVg und die Deutsche Industrie AG im Rahmen des Market-Testing jedes Jahr ein Wettrudern mit einem Achter verabredeten. Beide Mannschaften trainierten lange und hart, um ihre höchste Leistungsfähigkeit zu erreichen.
Als der große Tag des Wettkampfes endlich da war, waren beide Mannschaften topfit. Die Industrie AG gewann mit einem Kilometer Vorsprung! Nach dieser Niederlage war das BMVg sehr niedergeschlagen und die Moral war auf dem Tiefpunkt. Die politische Leitung beschloss daher, den Grund für die vernichtende Niederlage herauszufinden. Ein Projektteam wurde eingesetzt, um das Problem zu untersuchen und geeignete Maßnahmen zu empfehlen.
Die Untersuchungen ergaben, die Industrie ruderte mit acht Mann und nur einer steuerte, beim Ministerium ruderte einer und acht Mann steuerten. Das BMVg engagierte eine Beratungsfirma, um eine Studie über die Struktur des eigenen Teams anfertigen zu lassen. Für einige Millionen DM Honorar bekamen die Berater zu dem Schluss, es steuerten zu viele und es ruderten zu wenige. Um einer Niederlage im nächsten Rennen vorzubeugen, wurde auf Empfehlung einer zweiten Beraterfirma die Teamstruktur geändert: Es gab jetzt einen Ruderer, vier Steuerleute, drei Obersteuerleute und einen Steuerdirektor.
Der Aufgabenbereich des Ruderers wurde erweitert. Es wurde ihm mehr Verantwortung übertragen. Ein Leistungsbewertungssystem wurde eingeführt, um dem Ruderer Ansporn zu noch mehr Leistung zu geben. Die Industrie gewann das nächste Rennen mit zwei Kilometern Vorsprung. Das BMVg entließ den Ruderer wegen schlechter Leistung, verkaufte das Boot und stoppte gleichzeitig alle Investitionen für ein neues leistungsfähiges Boot. Das eingesparte Geld reichte für die Beförderung des Steuerdirektors und der drei Obersteuerleute. Der Beraterfirma wurde eine lobende Anerkennung für ihre hervorragende Arbeit ausgesprochen.